Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Piotr Schmidt International Sextet: Komeda Unknown 1967 – Limitiertes farbiges Vinyl (Review)

Artist:

Piotr Schmidt International Sextet

Piotr Schmidt International Sextet: Komeda Unknown 1967 – Limitiertes farbiges Vinyl
Album:

Komeda Unknown 1967 – Limitiertes farbiges Vinyl

Medium: LP farbig
Stil:

Jazz

Label: o-tone music/SJRecords
Spieldauer: 40:47
Erschienen: 23.02.2023
Website: [Link]

„Ein Poesiealbum mit so schönen, reichen und gefühlvollen Melodien haben wir noch nie erlebt!“ (Joachim-Ernst Berendt, Produzent von „Komeda Unknown 1967“)

Wir hatten bereits die große Ehre – und das ist ohne jegliche hintergründige Ironie gemeint – das großartige Jazz-Doppel-Album „Dark Forecast“ des polnischen Trompeters PIOTR SCHMIDT besprechen zu dürfen und waren begeistert. Doch immer wieder bekommen wir dann von einigen unserer Leser irgendwelche Seitenhiebe, wie man 'sowas' bei uns besprechen kann. Können diejenigen denn wirklich nicht begreifen, dass wir völlig unabhängig und werbefrei (und übrigens auch auf eigene Kosten) bei uns alles das besprechen, was uns interessant oder erwähnens- und fördernswert erscheint, egal welche musikalische Stilrichtung dabei unterstützt wird oder wieviel mediale Aufmerksamkeit der oder die Künstler erhalten. Auch befinden wir uns in der glücklichen Situation, dass unsere Redakteure sehr vielfältige Geschmäcker haben, die sie ohne jegliche Zensur im Rahmen ihrer Artikel bei uns ausleben dürfen. Es ist das gegenseitige Vertrauen, das uns stark macht, nicht aber, dass wir uns in irgendwelche Schubladen pressen lassen. Darum nervt es manchmal, wenn wir dieses: „Wie könnt ihr nur...“-Geschreibe einiger Leser, die sich als eine Art Zensoren aufzuspielen versuchen, erhalten. Simpler Tipp: Einfach das, was nicht gefällt oder interessiert, nicht lesen. Punkt! Aus! Sowas nennt man dann übrigens Toleranz.

Und genau die benötigt man auch, wenn man nicht auf Jazz steht, denn PIOTR SCHMIDT und sein INTERNATIONAL SEXTET bedienen dieses musikalischer Genre auf „Komeda Unknown 1967 – Limitiertes farbiges Vinyl“ par excellence.

Schon das mit zwei Musikern weniger eingespielte „Dark Forecast“ bestach vor gut einem Jahr mit modernem Jazz, der mal melancholisch und verträumt war, oft auf höchster Ebene frei improvisiert wirkte, ohne sich vor melodischen Momenten zu drücken oder gar zu fürchten. Ein fantastisches Album eben – und genau an diese Faszination knüpft auch „Komeda Unknown 1967“ an, das als farbiges 180g-Vinyl im Gatefoldcover und allerbestem Soundgewand wiederum auf 300 Stück limitiert ist. Im Inneren des Klappcovers gibt es zudem umfangreich in englischer und polnischer Sprache die Geschichte rund um dieses Album zu lesen.

Im Gegensatz zu „Dark Forecast“ schlägt Schmidt nicht etwa mit einer einfach um zwei Musiker erweiterten Gastschar, sondern mit komplett neuen Musikern auf, welche diesem Album einerseits (breit instrumentierteres) neues Leben einhauchen, aber trotzdem nicht von den jazz-improvisatorischen Pfaden des Album-Vorgängers abweichen.

Grundlage dieses Albums sind Kompositionen, die erst kürzlich in der Warschauer Nationalbibliothek entdeckt worden und ursprünglich für das Projekt 'Meine Süsse Europäische Heimat von 1967' geplant waren. Schmidt kam nach einem Anruf des Leiters vom 'Love Polish Jazz Festival' dessen Bitte nach, die sensationell entdeckten Aufnahmen des ehemaligen Hals-Nasen-Ohrenarztes, der zu einem begnadeten Jazz-Pianisten und -Komponisten wurde, Krzysztof Komeda (1931 – 1969), zu überarbeiten und neu zu arrangieren, um diese auf besagtem Festival aufzuführen.
So verfließen also auf „Komeda Unknown 1967“, dem bereits 14. Album des Jazz-Trompeters, die Stile beider Musiker zu einer außergewöhnlichen Einheit zusammen, die sich besonders auch durch das INTERNATIONAL SEXTET breit entfalten können und dieses Album zu einem Meisterwerk des Modernen Jazz (mit traditionellem Hintergrund) werden lassen.

Insgesamt erscheint – bedingt auch durch die beteiligten Jazz-Profis an Klavier, Bass, Schlagzeug, Gitarre und Saxophon – das Tribute-Album als eine druckvollere Variante des vorherigen Schmidt-Werks, das neben der Dynamik und Energie auch jede Menge Freiräume für die entspannteren, ruhigeren oder gar melancholischeren Momente bereithält, die durch das extrem flexible Schmidt-Trompetenspiel dominiert und variiert werden.

Übrigens sollte dieses 1967er-Jazz-Poesie-Projekt von Komeda das letzte innerhalb Europas werden, denn unmittelbar danach verließ er Europa Richtung Amerika, genauer Hollywood, wo er (Achtung! Achtung!) an der Filmmusik zu 'Rosemary's Baby' von ROMAN POLANSKI arbeitete. Tragisch ging dann bereits zwei Jahre später das Leben von Komeda, ausgelöst durch eine tödliche Hirnblutung, zu Ende. Nicht ganz geklärt ist hierbei, ob er sich diese Hirnblutung bei einem Autounfall oder einem Trinkgelage mit seinem guten Freund, dem Schriftsteller Marek Hlasko (1934 - 1969), der ihn auf den Armen tragend hochleben ließ und dabei ausrutschte, wobei sich Komeda den Kopf an einer Tischkante aufschlug, zuzog. Da die Blutung zu spät erkannt worden war, verstarb Komeda dann während einer Operation. Als sein Freund Hlasko davon erfuhr, nahm er sich das Leben.

Bis vor kurzem erschienen daher die nach Komedas Tod verschwundenen Aufnahmen zu 'Meine Süsse Europäische Heimat von 1967' als verschollen und verloren. Doch eine akribische Archiv-Recherche der Warschauer Nationalbibliothek förderte die sechs Kompositionen – allesamt als Originalabschriften – wieder ans Tageslicht. Ein wahrer Schatz also, der nun allen Interessierten auf diese ungewöhnliche Musizierweise von Schmidt öffentlich gemacht wird. Alle sechs 'Schätze' sind Vertonungen unterschiedlicher Gedichte, die Komeda damals als „das beste Werk meines Lebens“ bezeichnete.

FAZIT: Nach 50 Jahren wurde das ursprünglich für das Projekt 'Meine Süsse Europäische Heimat von 1967' des 1969 mit nur 38 Jahren tragisch verstorbenen polnischen Jazz-Pianisten und -Komponisten Krzyszof Komeda entdeckt. Wer wäre wohl besser dafür geeignet, diese historische Jazz-Musik-Sensation neu und als Komeda-Gedenken zu vertonen, als PIOTR SCHMIDT, einer der begnadetsten Jazz-Trompeter aus Polen, und sein INTERNATIONAL SEXTET. Noch dazu wurde nicht nur in die Musik, sondern auch die Gestaltung der streng limitierten LP sehr viel Liebe gesteckt und auf blaumarmoriertem Vinyl verewigt. Ein Sammlerstück für jeden Jazz-Freund, der beispielsweise die LP's von MILES DAVIS oder DIZZY GILLESPIE in seinem Plattenschrank zu stehen hat.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2099x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (21:18):
  • Jonah (7:55)
  • Miserere (5:23)
  • The Classic (8:00)
  • Seite B (19:29):
  • When The Light Of Imagination Goes Out (7:42)
  • Just The Two Of Them (5:40)
  • Jan Cherubin (6:07)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!